Forschungsprojekt, 2023–2046

Steinerne Zeugen digital

Deutsch-jüdische Sepulkralkultur zwischen Mittelalter und Moderne – Raum, Form, Inschrift

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Über 2.000 jüdische Friedhöfe sind in Deutschland erhalten. Was verraten sie über das jüdische Leben in der Diaspora? Ein Kooperationsprojekt der beiden Akademien in Bayern und Nordrhein-Westfalen, des Steinheim-Instituts an der Universität Duisburg-Essen sowie der Universität Bamberg dokumentiert wichtige Zeugnisse ab der Frühen Neuzeit – auch um dem Verfall zuvorzukommen. Forschende aus Nordrhein-Westfalen und Bayern dokumentieren im Rahmen des Großprojektes „Steinerne Zeugen digital – Deutsch-jüdische Sepulkralkultur zwischen Mittelalter und Moderne – Raum, Form, Inschrift“ ausgewählte jüdische Friedhöfe digital. 35 Friedhöfe, 33.600 Grabmale und über 19.000 Inschriften stehen auf der To-do-Liste. Neben Inschriften erfasst das Team die baulichen Merkmale wie das Material, die Formensprache, den Erhaltungszustand und die räumliche Anordnung der Grabmale.

Kein anderes europäisches Land besitzt – trotz großer Verluste – eine vergleichbar alte, reiche und vielschichtige Überlieferung. Als historische Zeugen besitzen die letzten Ruhestätten jüdischer Gemeinden Seltenheitswert. Die meisten anderen Schriftquellen und Bauten gingen verloren, wann immer Jüdinnen und Juden vertrieben und verfolgt wurden. Für die Forschung haben die alten Friedhöfe eine aktuelle, gesellschaftspolitische Strahlkraft. An diesen Orten lasse sich eine andere deutsch-jüdische Geschichte entdecken, mit Denkanstößen auch für heutige Debatten um Migration und Integration. Die Friedhöfe zählen zu den ältesten Zeugnissen der Sepulkralkultur in Deutschland. Sie sind religiös-kulturelle Orte der Erinnerung und Ausdruck individueller und korporativer jüdischer Identität.

Die interdisziplinäre Grundlage des auf 24 Jahre angelegten Projekts, an dem neben der Judaistik und der Bauforschung auch die digitalen Denkmaltechnologien wesentlichen Anteil haben, ermöglicht neue Forschungsfragen und Perspektiven auf das jüdische Leben jenseits der großen Zentren. Trotz und wegen des Verlustes vieler schriftlicher und baulicher Belege ist es das Ziel, die letzten Ruhestätten der Jüdinnen und Juden als Zeugen für ein Jahrhunderte währendes Neben- und Miteinander von Mehrheit und Minderheit zu erschließen.

Partner

Dauerhafte Kooperationspartner
AriInfoWare GmbH – MonArch (database system)

Personen

  • Prof. Dr. Lucia Raspe (Projektleiter/in)
  • Prof. Dr. Susanne Talabardon (Projektleiter/in)
  • Prof. Dr. Mona Hess (Projektleiter/in)
  • Dr. Nicola Kramp-Seidel (Projektkoordinator/in)
  • Dr.-Ing. Tobias Arera-Rütenik (Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in)
  • Reinhild Beer M.A. (Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in)
  • Dr. John Hindmarch (Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in)
  • Nathanja Hüttenmeister M.A. (Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in)
  • Lea Puglisi M.A. Restauratorin M.Sc. (Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in)
  • Loretta Röhrs M.A. (Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in)
  • Tina Weidemann (Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in)

Ansprechperson für das Akademienprogramm

Sebastian Zwies M.A.

Geschäftsstelle Mainz
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
Geschwister-Scholl-Straße 2
55131 Mainz

Tel: 06131/218 528-17
E-Mail: sebastian.zwies@akademienunion.de