Die beiden Brüder Friedrich und Johann von Sachsen waren Schlüsselgestalten der frühen Reformationsgeschichte. Während Friedrich der Weise als Gründer der Universität Wittenberg und durch seine Lutherschutzpolitik einen festen Platz in der Geschichtsschreibung besitzt, ist Johann der Beständige bislang der Forschung nahezu unbekannt, obgleich er geschickt auf den Reichstagen 1526 in Speyer und 1530 in Augsburg agierte und durch Visitationen ab 1527 für eine konsequente Durchsetzung der Reformation sorgte.
Das Akademievorhaben „Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung“ sammelt erstmals das Quellenmaterial zur Kirchenpolitik dieser beiden Reformationsfürsten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, wie Reformationseinführung und Staatswerdung miteinander verschränkt waren und sich gegenseitig förderten. Zeitliche Grenzen der Edition bilden die innere Landesteilung (Mutschierung) unter den beiden Brüdern 1513 und der Tod Johanns 1532. Dieser Rahmen erlaubt eine Längsschnittanalyse, die die Zeit vor dem öffentlichen Auftreten Martin Luthers ebenso einschließt wie den Übergang von einer ungelenkten reformatorischen Entwicklung unter Friedrich zu einer obrigkeitlichen, auf das Reich und Europa ausstrahlenden Reformation unter Johann. Die damit zusammenhängenden elementaren Wandlungsprozesse sind zu einem erheblichen Teil in Korrespondenzen und landesherrlichen Anordnungen zu fassen.
Die kirchenpolitischen Briefe und Akten dieser beiden herausragenden Reformationsfürsten werden in einer gedruckten und einer elektronischen Fassung für die reformationshistorische Forschung zugänglich gemacht.