Das Projekt „Edition des Briefwechsels von Johann Christoph Gottsched“ hat im Jahre 2000 seine Arbeit aufgenommen und verfolgt das Ziel der Erfassung und Veröffentlichung sämtlicher überlieferter Briefe von und an Gottsched (ca. 6.000 Schreiben, Volltextedition in chronologischer Folge). Berücksichtigung finden auch die Schreiben an und von Gottscheds Frau Luise Adelgunde Victorie.
Gottscheds Korrespondenz bildet eines der aussagekräftigen Dokumente der Geschichte der deutschen Aufklärung im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts. Sie belegt, wie das vielfältige Wirken des Leipziger Universitätsprofessors in Sachsen, im Deutschen Reich und in weiten Teilen Europas rezipiert wurde: Popularisierung der Aufklärungsphilosophie von Leibniz und Wolff, Reform der deutschen Dichtung, Förderung der Normierung der deutschen Sprache, Pionierarbeiten zur Erschließung der deutschen Literaturgeschichte, Theaterreform, maßgebliche Beteiligung an der Entwicklung des Sozietätswesens, Herausgabe mehrerer Moralischer Wochenschriften und anderer vorbildhaft wirkender Zeitschriften. Die Korrespondenzpartner Gottscheds kommen zuerst aus den Kreisen, die schon den gelehrten Briefwechsel im Humanismus bestimmten (Professoren, Gymnasiallehrer, Theologen, Juristen u. a.), daneben finden sich z. B. aber auch Adelige, Schauspieler und Studenten. Gottscheds zahlreiche briefliche Verbindungen zu mehreren, meist adeligen Frauen illustrieren die Rolle, die Gottsched als früher Anwalt für die Beteiligung der Frauen am literarischen Leben innehatte.