Niklas Luhmann (1927–1998) ist neben Max Weber der bedeutendste deutsche Soziologe des 20. Jahrhunderts. Seine in über 30 Jahren kontinuierlich entwickelte Sozial- und Gesellschaftstheorie ist international herausragend. Der umfangreiche wissenschaftliche Nachlass Luhmanns, den die Universität Bielefeld im Jahr 2010 erwerben konnte, lässt den Autor und sein Theoriegebäude diesseits seiner publizierten Werke sichtbar werden und wird in seinem Informationsgehalt in der neueren Ideengeschichte allenfalls durch den Nachlass Edmund Husserls übertroffen. Dieser Erkenntniswert gilt insbesondere für das Zentrum der Luhmannschen Theoriearbeit, den ca. 90.000 Notizzettel umfassenden Zettelkasten, der auch das Kernstück des Nachlasses darstellt. Diese zwischen 1951 und 1996 entstandenen Aufzeichnungen dokumentieren die Theorieentwicklung Luhmanns auf eine einzigartige Weise, so dass man die Sammlung auch als seine intellektuelle Autobiografie verstehen kann. Sein Nachlass enthält außerdem nahezu 200 unveröffentlichte Manuskripte, darunter mehrere eigenständige Fassungen seiner Gesellschaftstheorie.
Das Nachlassmaterial, das die Entwicklung der Luhmannschen Forschung dokumentiert, wird im Rahmen des Akademieprojekts erschlossen, wissenschaftlich aufbereitet und editiert. Die digitale, hypertextuelle Bereitstellung des Nachlasses erfolgt auf einem frei zugänglichen Informationsportal, das als zentrale Anlaufstelle für die Luhmann-Forschung konzipiert wird (Niklas Luhmann Archiv). Die nachgelassenen Schriften werden daneben in einer Printedition veröffentlicht.