Die Totenliteratur Altägyptens ist einer der wichtigsten, umfangreichsten und bislang zu wenig beachteten Literaturbereiche dieser Kultur. Drei große Textsammlungen - nach Zeit und Anbringungsort grob geordnet - bestimmen sie: die Pyramidentexte des Alten Reichs, die Sargtexte des Mittleren Reichs und das Totenbuch aus dem Neuen Reich bis hin zur Römerzeit. Letzteres wurde im Gegensatz zu Pyramiden- und Sargtexten auch mit zahlreichen Bildern (Vignetten) versehen und in seinem Text- und Bildbestand rund 1600 Jahre lang überliefert.
Während die altägyptischen Pyramiden- und Sargtexte immerhin in jeweils einer grundlegenden Textausgabe vorliegen, existiert für das Totenbuch einzig eine über hundertjährige synoptische Edition. Sie erlaubt weder ein exaktes Arbeiten an den dort aufgelisteten Textzeugen noch umfasst sie die zeitliche Überlieferungsbreite des Text- und Bildcorpus auch nur annähernd. Das Vorhaben, das aus einem Bonner DFG-Projekt hervorgegangen ist, widmet sich deshalb einer grundlegenden Herausgabe des Altägyptischen Totenbuches, die in der Form von Einzeleditionen relevanter Textzeugen (Papyri) innerhalb der Reihe "Handschriften des Altägyptischen Totenbuches" geschieht. Als Editions- und Arbeitsbasis dient ein Archiv, in dem sämtliche vorhandenen Textzeugen dokumentiert werden sollen und das schon jetzt als das weltweit größte Archiv zum Totenbuch zu gelten hat. Außerdem werden die Totenbuchtexte lemmatisch in eine relationale Datenbank eingespeist, um den Textbestand des Totenbuches für weitere Arbeiten (Indizes etc.), aber auch für das Unternehmen "Altägyptisches Wörterbuch" der Berliner Akademie bereitzustellen. Der Aufbau einer prosopographischen Datenbank, parallel zum Archiv, die Sammlung einschlägiger Literatur für eine jeweils aktuelle Totenbuch-Bibliographie und die Herausgabe der Reihe "Studien zum Altägyptischen Totenbuch" als allgemeines Forum für Totenbuch-Untersuchungen runden das Aufgabenfeld des Unternehmens ab.